Warum wir den Wald brauchen

Auf dieser Seite erfährst Du, warum der Wald so wichtig für uns alle ist.

Unser Wald

Jeder weiss es, der in einem der letzten, heißen Sommer durch Deutschland gereist ist und hässliche braune Flecken im Grün entdeckt hat. Auch erst einmal gesund erscheinende Wälder geben oft ein trauriges Bild ab, sobald man beim Spaziergang den Blick in die Wipfel richtet und hoch oben die Kronenverlichtung betrachtet. Hinzu kommen riesige Flächen, die bereits von Waldarbeitern geräumt wurden. Kahlschläge, die es in Deutschland eigentlich gar nicht mehr geben sollte. Rund 2450 Quadratkilometer Land müssen laut Forstministerium wiederbewaldet werden, das entspricht der vierfachen Fläche des Bodensees.

Unser Anliegen ist nicht, darüber zu informieren, dass die Funktion unserer heimischen Wälder als „Kohlenstoffsenke“ infolge von Extremwetter auf der Kippe steht. Wir hingegen wollen über den Zauber des Waldes berichten, über seine Vielfalt, seine Schönheit und seinen Nutzen, denn jede und jeder von uns verbindet wundervolle Erinnerungen und Emotionen mit Wäldern.

Artenvielfalt

Wälder sind existenziell. Sie versorgen uns mit so Grundlegendem wie Sauerstoff, Wasser und Erholung. Und in Zeiten schwindender Artenvielfalt sind sie bedeutsam für den Schutz von Lebensräumen, bieten unzähligen Tieren ein Zuhause. 500 Käfer- und 179 Schmetterlingsarten sowie zig andere Insekten hausen und speisen allein an und in Eichen. Und neben den lebenden Bäumen zählen auch die gefällten und umgestürzten, sofern sie dem Wald überlassen werden und vor Ort bleiben. Denn unter den Waldbewohnern sind besonders die gefährdet, die Totholz brauchen. Und solche, die es ungestört mögen und es sich gerne unter den liegenden Stämmen bequem machen.

Erholung

„Wenn du einmal im Leben Kummer oder Sorgen haben solltest, dann geh, wie jetzt, mit offenen Augen durch den Wald“, empfiehlt schon der Vater seiner Tochter Sissi, Kaiserin von Österreich, im gleichnamigen Film. Mittlerweile geben ihm wissenschaftliche Studien recht: Durch den Wald zu spazieren senkt den Puls und kann das Immunsystem stärken. Diese Effekte macht sich auch die japanische Tradition des „Waldbadens“ zunutze. Patienten erholen sich schneller, indem sie ins Blätterwerk blicken. Den Wald spüren und riechen – es ist wieder Zeit für einen baldigen Spaziergang!

Wasserspeicher

Der Boden des Waldes funktioniert wie ein Schwamm: Er saugt Regen genauso wie Hochwasser auf – bis zu 200 Liter pro Quadratmeter – und speist daraus bei Trockenheit Bäche und Flüsse. Ein Teil der Feuchtigkeit verdunstet, die Menge variiert je nach Baumbestand: Im Buchenwald sind es nur 18, bei Fichten 34 Prozent. Das restliche Wasser wird von Wurzeln aufgesogen oder sickert durchs Erdreich ins Grundwasser. Dabei wird es gefiltert und mit Sauerstoff angereichert – und ergibt exzellentes Trinkwasser. Ein Drittel der deutschen Wälder ist deshalb als Wasserschutzgebiet ausgewiesen.

CO2-Speicher

Bäume sind Klimaschützer. Mit der Fotosynthese nehmen sie CO² aus der Luft auf. Holz besteht etwa zur Hälfte aus Kohlenstoff. Je älter ein Baum wird, desto mehr Kohlenstoff speichert er. Wird er gefällt und zu Möbeln verarbeitet, sollten diese hochwertig sein und uralt werden – so bleibt der Kohlenstoff am angestammten Platz. Wird Holz zu Papier, landet im Ofen oder als Billigmöbel in der Müllverbrennungsanlage, entfleucht der Kohlenstoff als CO² zurück in die Atmosphäre.

Kühlung

Wälder sind eine Mischung aus Besprenkelungsanlage und Ventilator. Zwischen den Baumstämmen herrscht dank Schatten und Verdunstung eine höhere Luftfeuchtigkeit – an heißen Tagen verdampft zum Beispiel eine Birke bis zu hundert Liter Wasser. So ist es im Wald bis zu 8 Grad kühler als in der Stadt. Das kommt nicht nur Tieren zugute, sondern in Zeiten der Klimaerwärmung auch den Menschen. Denn durch den Temperaturunterschied bewirken große Wälder am Rande unserer Großstädte eine ständige Luftbewegung. Selbst Straßenbäume verbessern in unseren Städten das Klima.

Holz

Vergangenes Jahr lieferten deutsche Wälder 63 Millionen Festmeter Holz. Das Öko-Institut rät, den Einschlag zu reduzieren und hat im Auftrag von GREENPEACE eine Waldvision entwickelt: mehr Laubbäume, die länger wachsen dürfen und sparsamer verwendet werden. Andernfalls würde die erzeugte Holzmenge nicht reichen und der Bedarf müsste über Importe gedeckt werden. Aufgepasst: Wer Recyclingpapier für Toilette, Taschentuch und Küchenrolle verwendet, bewahrt in seinem Leben ungefähr 35 Bäume.

Bildung

Den ganzen Tag durchs Laub zu rascheln – was kann es Schöneres geben? Für einige Kinder ist das Alltag, weil sie in einen von rund 1500 Waldkindergärten gehen. Seit den Neunzigerjahren gibt es dieses staatlich anerkannte Konzept hierzulande. Der Name ist Programm, die Kleinen sind bei jedem Wetter zwischen Bäumen unterwegs. Der Aufenthalt im Freien ist gut fürs Naturverständnis und das Immunsystem – und Angst vorm bösen Wolf hat hier sicher auch niemand.

Luftreinigung

Bäume produzieren Sauerstoff und erleichtern die Luft um CO² - aber auch um Staub, Ruß und Bakterien. Wieviel ein Wald dabei schafft, hängt von den Baumarten ab, weil die Filterfunktion mit der Blattoberfläche korrespondiert. So verfügt etwa eine achtzigjährige Buche über rund 800.000 Blätter, die zusammen auf eine Oberfläche von 1600 Quadratmetern kommen. Kein Wunder, dass gute Waldluft nur etwa 500 Staubpartikel enthält, während es in Ballungsräumen bis zu 500.000 sind.

Der Inhalt dieser Texte wurde dem GREENPEACE Magazin 5.20 vom September/Oktober 2020 entnommen. Wer mehr über unseren Wald wissen möchte, empfehlen wir diese Lektüre. Es sind darin spannende und informative Artikel zu finden – ein wahrlich großes Lesevergnügen mit vielen Anregungen. Zu bestellen unter www.greenpeace-magazin.de.